Tagung 2008

Birgit Gysin

Mathematiklernen in der jahrgangsgemischten Eingangsstufe

Die Bemühungen um eine Neustrukturierung des Schulanfangs in vielen Bundesländern und die damit einhergehende bildungspolitische Favorisierung jahrgangsgemischter Klassen hat die Schulen vor große Herausforderungen gestellt.
Die Materialien und methodischen Vorschläge zur Umrüstung des (Mathematik-) Unterrichts, die in den letzten Jahren teilweise in hektischer Betriebsamkeit aus dem Hut gezaubert wurden, führen nicht selten zu einem Rückfall in überwunden geglaubte Formen des reproduktiven Lernens. Nach Ansicht vieler Mathematikdidaktiker gilt es daher in Ruhe auszuloten, welche Chancen ein jahrgangsübergreifender Mathematikunterricht enthält, der auf die Berücksichtigung aktiv-entdeckender Elemente im individuellen Lernprozess genauso wenig verzichtet wie auf die Überzeugung, dass Schüler von- und miteinander lernen können.
In meiner qualitativ angelegten Untersuchung mit explorativem, hypothesengenerierenden Charakter soll die Mikroebene jahrgangsgemischten Mathematikunterrichts in den Blick genommen werden. Mit Hilfe videobasierter Forschung rückt dabei das Geschehen in Partnerarbeitsphasen, in denen jeweils ein Erst- und ein Zweitklässler zusammenarbeiten, in den Fokus der Analyse. Die stattfindenden Interaktionsmuster während des mathematischen Problemlöseprozesses sind von besonderem Interesse.

Dr. Stefan Ufer

Die Rolle von Aspekten geometrischen Basiswissens für das Beweisen in der Geometrie

Es wird über eine längsschnittlich angelegte Studie in den Jahrgangsstufen 7 bis 9 berichtet, die die Entwicklung geometrischer Beweiskompetenz untersucht und, im letzten Messzeitpunkt mit explorativem Charakter, auch individuelle Bedingungsfaktoren geometrischer Beweiskompetenz fokussiert.
Die Ergebnisse der Studie deuten auf verschiedene Art auf einen großen Einfluss geometrischen Basiswissens für geometrische Beweiskompetenz hin. Der Vortrag stellt diese Ergebnisse dar und diskutiert aus kognitiver Perspektive theoretische Erklärungen für den statistischen Zusammenhang.
Insbesondere die Entwicklung geometrischer Beweiskompetenz, wie sie in der Studie untersucht wurde, wird vor diesem theoretischen Hintergrund betrachtet.

Christina Collet

Ergebnisse einer Langzeitstudie zum Fördern von Problemlösekompetenzen in Verbindung mit Selbstregulation im Mathematikunterricht der Sek. I

Im Vortrag wird ein Promotionsprojekt zur Evaluation von Lehrerfortbildungen zum Fördern von Problemlösefähigkeiten in Verbindung mit Selbstregulation vorgestellt. Ziel der Lehrerfortbildungen war die Implementation eines materialgestützten Unterrichtskonzepts zum Ausbilden von Problemlösenkompetenzen in Verbindung mit Selbstregulation im Mathematikunterricht der Sekundarstufe I.
Im Vortrag wird ein Überblick über das einjährige Projekt gegeben, das im Rahmen des von der DFG geförderten Schwerpunktprogramms BIQUA durchgeführt wurde. Gegenstand der Begleitstudie sind Effekte der Lehrerfortbildungen bei den beteiligten Lehrkräften und den Schülern untersucht wurden. Ausgewählte Ergebnisse der längsschnittlichen und prozessualen Evaluation werden im Vortrag berichtet.

Sabine Staub

Analyse und Evaluation von Mathematikunterricht in der Grundschule beim Umgang mit Text- und Sachaufgaben eine Videostudie

Bei dieser Untersuchung handelt es sich um ein Dissertationsprojekt bei Prof. Dr. Renate Rasch im Rahmen der interdisziplinären Studie VERA - Guter Unterricht unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Helmke an der Universität Koblenz-Landau.
Im Fokus meiner Untersuchungen steht v.a. die Arbeit mit Text- und Sachaufgaben. Mein Ziel ist es Komponenten des Lösungsprozesses und deren gegenseitige Beeinflussung zu ermitteln. Dazu untersuche ich gestützt auf das Angebot-Nutzungs-Modell nach Helmke das von der Lehrkraft ausgewählte und präsentierte Unterrichtsangebot, d.h. die eingesetzten Text- und Sachaufgaben und die unterrichtliche Umsetzung, die Nutzung des Unterrichtsangebots in Form von Unterrichtsepisoden, die die gerade vorherrschende didaktisch Funktion ausdrücken, die Wirkung von Unterricht durch die Erfassung von Lernzuwachs mit Vergleichsarbeiten, angelehnt an die Bildungsstandards.
Ich möchte im Rahmen des Vortrags nun erste Ergebnisse präsentieren. Grundlage meiner Analyse sind 42 Unterrichtsaufnahmen, die jeweils eine Unterrichtsstunde einer rheinland-pfälzischen 4. Klasse zum Thema Text- und Sachaufgaben beinhalten.