Tagung 2021

Patrick Fesser, Stefanie Rach (OVGU Magdeburg)

Entwicklung und psychometrische Überprüfung eines Messinstruments zur Erfassung meta-wissenschaftlichen Wissens über Mathematik von Studienanfängerinnen und -anfängern

Wissenschaftspropädeutik gehört zur Zieltrias der Sekundarstufe II und kann als Anbahnung von wissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweisen verstanden werden. Um Wissenschaftspropädeutik zu strukturieren, schlägt Huber (1997) vor, das Konstrukt in drei Ebenen zu gliedern. Die erste Ebene Wissenschaftspropädeutik im engeren Sinne umfasst das Wissen über Grundbegriffe und -strukturen (meta-wissenschaftliches Wissen) von Mathematik, was bedeutsam für ein allgemeines Verständnis von Wissenschaft ist. Leider fehlt es bisher abseits von Skalen zur Selbsteinschätzung an Instrumenten, die eine Überprüfung dieser Bemühungen in fachspezifischer und valider Weise ermöglichen. Daher haben wir einen Test zur Erfassung des meta-wissenschaftlichen Wissens über Mathematik entwickelt. In einer querschnittlich angelegten Studie (N = 313) soll das Testinstrument in Hinblick auf seine psychometrischen Eigenschaften überprüft und parallel dazu untersucht werden, ob Kompetenzniveaus festgelegt werden können.

Robin Göller, Michael Besser (Leuphana Universität Lüneburg)

Studienwahlmotive von Studierenden verschiedener Studiengänge im Vergleich

Studienwahlmotive von Lehramtsstudierenden sind in den vergangenen Jahren in den Fokus von Forschungsvorhaben gerückt und erweisen sich als wichtiger Prädiktor für Studienerfolg und den Aufbau professioneller Kompetenzen. Insbesondere für intrinsische Studienwahlmotive – die in der Regel höher ausgeprägt sind als extrinsische – finden sich dabei statistisch bedeutsame Zusammenhänge zu Studienstrategienutzung, Studienzufriedenheit, höherem Karriereoptimismus, geringer ausgeprägten Burnout-Symptomen, Lernzielorientierungen, pädagogischem Wissen, Unterrichtsqualität und Zufriedenheit. Zur Einordnung dieser bisher stark studiengangspezifischen Ergebnisse erscheinen jedoch insbesondere auch studiengangübergreifende Untersuchungen notwendig und inhaltlich gewinnbringend. Zu diesem Zweck wurde im Rahmen eines universitären Auswahlverfahrens ein Fragebogen entwickelt, mit welchem Studienwahlmotive von Bewerber:innen auf Studienplätze studiengangübergreifend erfasst und diskutiert werden können. Ergebnisse einer ersten solch studiengangübergreifenden Erhebung zeigen, dass sich Bewerber:innen auf verschiedene Studiengänge in ihren Studienwahlmotiven zum Teil deutlich unterscheiden, was Einblicke in motivationale Eingangsvoraussetzungen und Ansatzpunkte für die Ausgestaltung universitärer Lehrveranstaltungen liefert.

Jessica Hoth, Aiso Heinze (IPN Kiel), Dana Farina Weiher, Silke Ruwisch (Leuphana Universität Lüneburg), Hsin-Mei E. Huang (Taiwan)

Schätzen von Längen im Mathematikunterricht der Grundschule – Ein Vergleich von deutschen und taiwanesischen Schülerinnen und Schülern

Das Schätzen von Längen spielt in vielen Situationen unseres täglichen Lebens eine wichtige Rolle und ist entsprechend national und international in den Schulcurricula verankert. Die Unterrichtspraxis zum Thema Schätzen von Längen unterscheidet sich jedoch zum Teil substanziell z. B. mit Blick auf die unterschiedlichen Bildungstraditionen in Deutschland und Taiwan. In dem Vortrag werden die verschiedenen Zugänge zu dem Thema in den beiden Ländern diskutiert und Unterschiede der Kompetenzprofile von 923 Dritt- und Viertklässlerinnen und Viertklässlern aus den beiden Bildungssystemen analysiert. In diesem Zusammenhang geht es auch um die Frage, welche Hinweise die Datenbasis zur Struktur der Kompetenz des Schätzens von Längen liefern kann und mit welchen mathematischen Fähigkeiten diese Kompetenz zusammenhängt.

Stefan Ufer (LMU München), Anastasia Datsogianni (University of Nicosia, Zypern)

Logisches Schließen in der Mathematik – Ergebnisse aus zwei Projekten

Logisches Schließen wird häufig als wesentlicher Teil mathematischen Arbeitens gesehen. Dennoch scheint es zum logischen Schließen mit mathematischen Konzepten lediglich Einzelbefunde zu geben, die meist auf Problembereiche hinweisen. Dagegen weisen Ergebnisse der Entwicklungspsychologie auf frühe Fähigkeiten zum logischen Schließen hin. Der Vortrag gibt einen Überblick über theoretische Beschreibungen logischen Schließens und den Forschungsstand aus der Mathematikdidaktik und der Entwicklungspsychologie. Es werden Ergebnisse aus zwei Projekten berichtet: Anastasia Datsogianni hat in ihrer Promotion das logische Schließen mit Alltagskonzepten und mit mathematischen Konzepten bei Grundschulkindern verglichen. Im Projekt KUM wurde ein Stufenmodell für logisches Schließen zum Beginn des Mathematikstudiums entwickelt. Diskutiert werden Implikationen und offene Fragen, insbesondere zur Rolle von Wissen über die beteiligten mathematischen Konzepte und zur Spezifität von logischem Schließen.