Angehende Mathematiklehrkräfte empfinden die Hochschulmathematik wie sie in den meisten Lehramt-Studiengängen (Sekundarstufe) vermittelt wird als wenig hilfreich für die praktische Anwendung im Unterricht. Gleichzeitig wird jedoch angenommen, dass das schulbezogene Fachwissen (SRCK - Wissen über Zusammenhänge zwischen akademischer und schulischer Mathematik) als berufsspezifisches Fachwissen von Mathematiklehrkräften, notwendig ist, um Mathematik fachlich korrekt und intellektuell ehrlich zu vermitteln. Bisher sind Bedingungen der Anwendung von SRCK in der Unterrichtsplanung und -durchführung allerdings noch nicht untersucht. Darüber hinaus ist offen, ob sich der angenommene Zusammenhang zur fachspezifischen Unterrichtsqualität nachweisen lässt.
Der Vortrag fokussiert die Entwicklung und Validierung eines Performance Assessment Instruments, mit dem anhand von standardisierten Microteaching-Simulationen im Bereich der Analysis die Anwendung des SRCKs angehender Mathematiklehrkräfte (N = 19) analysiert sowie der vermutete Zusammenhang zur kognitiven Aktivierung als fachspezifisches Unterrichtsqualitätskriterium geprüft werden soll.
Basierend auf einem konzeptuellen Rahmenmodell zum mathematischen Beweisverständnis werden Ergebnisse zweier empirischer Studien zur Beschreibung des individuellen Beweisverständnisses von Lernenden im Verlauf der Sekundarstufe (N = 456) und zu Beginn des Mathematikstudiums (N = 234) präsentiert und kontrastiert. Der in diesem Kontext identifizierte Förderbedarf von Lernenden der Sekundarstufe ist anschließend Ausgangspunkt für eine Interventionsstudie zur Förderung des Beweisverständnisses von Schülerinnen und Schülern der 9. Jahrgangsstufe (N = 61). Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass eine gezielte Förderung des individuellen Beweisverständnisses der Lernenden durch eine vergleichsweise kurze Intervention zu mathematischen Beweisen möglich ist, jedoch nicht auf alle Aspekte des individuellen Beweisverständnisses durchschlägt. Abschließend werden die Ergebnisse genutzt, um i) mögliche Konsequenzen für die Praxis abzuleiten und ii) Perspektiven für weitere Forschung im Bereich des mathematischen Beweisverständnisses und dessen Entwicklung aufzuzeigen.
Die diagnostische Kompetenz von Lehrkräften wird als zentrale Voraussetzung für adaptiven Unterricht verstanden und ist damit integraler Bestandteil der Lehramtsausbildung. Für die Messung und Förderung professioneller Kompetenzen wird zunehmend der Einsatz von simulationsbasierten Lernumgebungen diskutiert. Im Vortrag werden Ergebnisse zu einer Simulation diagnostischer Einzelinterviews zur Dezimalbruchrechnung vorgestellt. Aufbauend auf eine Operationalisierung diagnostischer Kompetenz anhand konkreter Indikatoren werden Ergebnisse zu Zusammenhängen zwischen den einzelnen Indikatoren berichtet. Weiter wird die Entwicklung diagnostischer Kompetenz über mehrere Simulationssitzungen in zwei Präsentationsformaten – Rollenspiel und Videosimulation – kontrastiert. Die Ergebnisse geben Aufschluss über die Rolle individueller Ressourcen und der Simulationsgestaltung auf die gezeigten Diagnoseprozesse und die diagnostische Leistung, sowie deren Entwicklung. Neben fachspezifischen Modellen werden insbesondere Modelle der Lehrkräfteprofessionsforschung sowie psychologische Modelle zur Rolle motivationaler Personenmerkmale für individuelle Kompetenzen herangezogen.
Im Vortrag wird eine Studie vorgestellt, die eine methodische Triangulation von Eye-Tracking und Eye-Tracking Stimulated Recall Interviews verwendet, um die visuelle Aufmerksamkeit und das statistische Denken von Schüler*innen (N = 67 der Klassenstufen 4, 6 und 8) beim Vergleich von je zwei Datenverteilungen zu untersuchen. Hierbei zeigte sich, dass typische Strategien und Schwierigkeiten mit bestimmten Blickmustern einhergehen. Einflüsse durch das Alter der Lernenden und ihrem bereichsspezifischen Vorwissen werden im Vortrag adressiert. In einem Ausblick werden offene Fragen, Implikationen für weitere Forschung sowie für die Schulpraxis und neue Entwicklungen aus dem Projekt vorgestellt und diskutiert.